Kritische Inhaltsstoffe: Primaster-Wandfarbe als einzige im Test "ungenügend"

Autor: Philip Schulze/Ann-Cathrin Witte | Kategorie: Bauen und Wohnen | 21.05.2024

Kritische Inhaltsstoffe: Primaster-Wandfarbe als einzige im Test "ungenügend"
Foto: ÖKO-TEST

Auf Pinterest, Instagram und Co. lassen sich viele Beispiele für grün gestrichene Wände finden. Grund genug, das Angebot grüner Wandfarben einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Doch in unserem Test können nicht alle überprüften Produkte überzeugen, darunter auch die Wandfarbe von Primaster. 

"Mit der Primaster Wandfarbe Wohnambiente in der zarten und beruhigenden Farbe Klee verleihen Sie Ihren Wohnräumen eine harmonische und zeitlose Atmosphäre." So beschreibt Anbieter Globus eine grüne Wandfarbe seiner Eigenmarke Primaster auf der Produktwebsite des Unternehmens. 

Doch in unserem Test von grünen Wandfarben kann die Primaster Wandfarbe Wohnambiente Klee nicht überzeugen und schneidet als einziges Produkt im Test mit der Note "ungenügend" ab. Gar nicht beruhigend fanden wir in diesem Zusammenhang einige der Inhaltsstoffe, die in dem Produkt stecken. Und das ist nicht das einzige Problem.

Grüne Wandfarbe von Primaster enthält Zinkpyrithion

Fangen wir mit dem ersten problematischen Inhaltsstoff an. In der Primaster Wandfarbe steckt der umstrittene Wirkstoff Zinkpyrithion. In der EU ist er seit 2020 als wahrscheinlich reproduktionstoxisch beim Menschen eingestuft. Das bedeutet, dass er die Fruchtbarkeit bei Mann und Frau sowie die Entwicklung ungeborener Kinder beeinträchtigen kann. Zudem gilt Zinkpyrithion als sehr giftig für Wasserorganismen. Im Test enthält die Primaster Wandfarbe als einziges Produkt diesen Stoff. 

Grüne Wandfarbe soll eine beruhigende Wirkung haben.
Grüne Wandfarbe soll eine beruhigende Wirkung haben. (Foto: New Africa/Shutterstock )

Unerwünschte Konservierer in Primaster Wandfarbe 

Zusätzlich wies das von uns beauftragte Labor in der Primaster-Wandfarbe die Isothiazolinone Benzisothiazolinon (BIT) und Chlormethylisothiazolinon (CIT) nach. Diese Stoffe werden zum Beispiel zur Konservierung von Farben eingesetzt, um zu verhindern, dass sich in ihnen schädliche Organismen vermehren. Das Problem: Sie gelten als stark allergieauslösend, weswegen sie in vielen Anwendungsbereichen wie Kosmetika zunehmend stärker reglementiert werden.

Bei der Beurteilung der Gehalte orientierten wir uns an den Vorgaben des Umweltsiegels Blauer Engel, nach denen Isothiazolinone in Wandfarben allenfalls in Spuren nachweisbar sein dürfen. Doch im Labor überschritt die Primaster-Wandfarbe diese Werte für BIT und CIT deutlich. Zum Vergleich: Erhöhte Werte von CIT kritisierten wir noch an zwei weiteren Wandfarben, erhöhte Werte von BIT sogar bei neun weiteren Produkten.

Grüne Wandfarben im Test: Jetzt Testergebnisse lesen

Kritik für unzureichende Anwendungshinweise 

Kritisch sehen wir es darüber hinaus, wenn auf dem Gebinde oder im zugehörigen Merkblatt zur Wandfarbe wichtige Anwendungs- und Sicherheitsweise fehlen. Bei der grünen Wandfarbe von Primaster bemängelten wir zum Beispiel, dass Hinweise wie "bei Spritzarbeiten Schutzbrille und Kombifilter A2/P2 verwenden" oder "während der Verarbeitung und Trocknung für gründliche Belüftung sorgen" fehlten.

Auch die Angabe Farbreste "nicht in die Kanalisation, Gewässer oder Erdreich gelangen zu lassen", suchten wir auf dem Produkt vergebens. Neben der Primaster-Wandfarbe erhielten sechs weitere Produkte im Test Minuspunkte für fehlende oder unzureichende Anwendungs- und Sicherheitshinweise.  

Zudem ist auf der Verpackung keine Telefonnummer für Allergiker angegeben, und dass, obwohl die Primaster-Grüne-Wandfarbe allergieauslösende Stoffe enthält. Auch dafür zogen wir Noten ab. Insgesamt kritisierten wir diesen fehlenden Sicherheitshinweis bei fünf Wandfarben im Test. 

So setzt sich das Gesamturteil zusammen

Das Gesamturteil beruht auf dem Teilergebnis Inhaltsstoffe. Weil die Primaster Wandfarbe Wohnambiente Klee die Isothiazolinone BIT und CIT sowie Zinkpyrithion enthält, ziehen wir vier Noten ab. Deswegen lautet das Teilergebnis Inhaltsstoffe "mangelhaft".

Weitere Minuspunkte kassiert das Produkt darüber hinaus dafür, dass auf dem Gebinde und dem Technischen Merkblatt keine oder unzureichende Anwendungs- und Sicherheitshinweise enthalten sind und dass keine Telefonnummer für Allergiker angegeben ist, obwohl auf dem Gebinde allergieauslösende Stoffe deklariert sind. Dafür ziehen wir im Teilergebnis Weitere Mängel drei Noten ab, so dass hier ein "ausreichend" steht. 

Da ein "ausreichendes" Teilergebnis Weitere Mängel das Gesamtergebnis um eine Note verschlechtert, lautet das Gesamturteil schlussendlich "ungenügend".  Details zu Bewertung und Prüfmethoden lesen Sie auf der Seite zum Test im Abschnitt Testverfahren.

Der Test zeigt: Mehr als die Hälfte der 19 getesteten Wandfarben enthalten bedenkliche Isothiazolinone. Immerhin: Neun Produkte können wir empfehlen. Mehr dazu: Grüne Wandfarbe im Test: Kritische Stoffe in 10 von 19 Farben

Weiterlesen auf oekotest.de: